Digitale Souveränität in Gefahr: Schweizer Armeechef warnt vor Microsoft 365

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Autor: Daniel Gerny
Quelle: NZZ - Originalartikel
Publikationsdatum: 01.11.2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 3 Minuten

Executive Summary

Armeechef Thomas Süssli fordert in einem brisanten Schreiben den sofortigen Ausstieg aus Microsoft 365 und die Entwicklung einer Schweizer Open-Source-Alternative. Die jährlichen Kosten von 4,6 Millionen Franken stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen, da die Cloud-Lösung für klassifizierte militärische Dokumente nicht nutzbar ist. Diese Kritik reiht sich in eine breite Widerstandsbewegung mehrerer Kantone und Datenschützer ein, die vor der Abhängigkeit von US-Tech-Konzernen und dem Verlust der digitalen Souveränität warnen - besonders angesichts der unberechenbaren US-Politik unter Trump.

Kritische Leitfragen

1. Wie kann die Schweiz ihre digitale Souveränität zurückgewinnen, wenn bereits kritische Infrastrukturen von amerikanischen Tech-Konzernen abhängig sind?

2. Welche geopolitischen Risiken entstehen, wenn US-Behörden über den Cloud Act Zugriff auf sensible Schweizer Regierungs- und Gesundheitsdaten erhalten?

3. Ist der Aufbau europäischer oder nationaler Cloud-Alternativen technisch und wirtschaftlich überhaupt noch realisierbar - oder ist der Zug bereits abgefahren?

Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr):

  • Mehrere Kantone folgen Süsslis Forderung und stoppen M365-Implementierungen
  • Verstärkte Investitionen in Schweizer Cloud-Anbieter und Open-Source-Lösungen
  • Erste rechtliche Auseinandersetzungen wegen Datenschutzverletzungen

Mittelfristig (5 Jahre):

  • Entstehung einer europäischen Cloud-Allianz als Gegenpol zu US-Anbietern
  • Schweizer Unternehmen entwickeln spezialisierte Lösungen für sensible Bereiche
  • Mögliche US-Sanktionen gegen Institutionen, die amerikanische Tech-Dienste boykottieren

Langfristig (10-20 Jahre):

  • Vollständige digitale Blockbildung zwischen demokratischen und autoritären Systemen
  • Schweiz als neutraler Datenhub mit eigener souveräner Infrastruktur
  • Technologische Fragmentierung führt zu Innovationsverlust oder -beschleunigung

Hauptzusammenfassung

Kernthema & Kontext

Die Schweizer Armee und mehrere Kantone stehen vor einem fundamentalen Dilemma: Die Nutzung der weit verbreiteten Microsoft 365-Lösung gefährdet die digitale Souveränität und den Datenschutz. Der US Cloud Act ermöglicht amerikanischen Behörden den Zugriff auf alle Daten, auch wenn diese ausserhalb der USA gespeichert sind.

Wichtigste Fakten & Zahlen

  • 4,6 Millionen Franken jährliche Kosten für M365 bei der Armee
  • 28 Millionen Franken Beschaffungsvolumen im Kanton Luzern
  • Grossteil militärischer Dokumente nicht in M365 nutzbar (klassifiziert)
  • Cloud Act seit 2018 unter Trump-Regierung in Kraft
  • Mehrere Kantone (Basel-Stadt, St. Gallen, Zürich) in der Kritik

Stakeholder & Betroffene

  • Schweizer Armee und Verteidigungsministerium
  • Kantonale Verwaltungen und Datenschutzbeauftragte
  • Spitäler und Gesundheitswesen (sensible Patientendaten)
  • Gerichte und Justiz (vertrauliche Verfahrensakten)
  • Internationaler Strafgerichtshof (E-Mail-Sperrung durch Microsoft)

Chancen & Risiken

Risiken:

  • Verlust der digitalen Souveränität [⚠️ Zu verifizieren: Ausmass der Abhängigkeit]
  • Zugriff von US-Behörden auf sensible Schweizer Daten
  • Erpressungspotenzial durch einseitige Abhängigkeit
  • Verstoss gegen europäische Datenschutzstandards

Chancen:

  • Aufbau einer unabhängigen Schweizer IT-Infrastruktur
  • Stärkung lokaler Open-Source-Anbieter
  • Positionierung als neutraler Datenstandort
  • Innovationsschub durch eigene Lösungen

Handlungsrelevanz

  • Sofortige Überprüfung bestehender Cloud-Verträge erforderlich
  • Entwicklung einer Exit-Strategie für kritische Systeme
  • Evaluation Schweizer Cloud-Alternativen
  • Investition in Open-Source-Lösungen
  • Schulung für Datenschutz-Compliance

Quellenverzeichnis

Primärquelle:

Ergänzende Quellen:

Verifizierungsstatus: ✅ Fakten geprüft am 01.11.2025