Publikationsdatum: RedeVeröffentlicht am 20. November 2025
Übersicht
- Autor: Bundesrat Guy Parmelin (WBF)
- Quelle: Rede anlässlich des Tags der Wirtschaft der Wirtschaftskammer BL
- Publikationsdatum: 20. November 2025
- Gelesen am: 20. November 2025
- Lesezeit: Ca. 12-15 Minuten
Zusammenfassung
Guy Parmelin berichtet über seine frischen Verhandlungen in Washington und die aktuelle Wirtschaftslage der Schweiz. Das grosse Thema: Zollsenkungen und ein Land, das zwischen allen Stühlen balanciert.
Die wichtigsten Punkte:
- USA senken Zusatzzölle auf Schweizer Waren von ursprünglich 39% auf 15% – "nicht ideal, aber besser"
- Schweizer BIP schrumpfte im 3. Quartal 2025 um 0,5% (hauptsächlich wegen Pharma-Lagereffekten)
- Kurzarbeitsentschädigung wird von 18 auf 24 Monate erhöht
- Schweizer Unternehmen planen 200 Milliarden Investitionen in den USA über 5 Jahre
- Neue Freihandelsabkommen mit Indien, Kosovo, Thailand, Malaysia und Mercosur abgeschlossen
- Regulierungsentlastung soll "noch offensiver" umgesetzt werden
- Keine automatische Übernahme von US-Sanktionen – Schweiz bleibt "autonom und souverän"
[⚠️ Noch zu prüfen: Wie bindend ist das wirklich?]
Chancen & Risiken
Chancen:
- Wettbewerbsfähigkeit gegenüber EU-Konkurrenz verbessert sich durch Zollsenkung
- Diversifizierung der Handelsbeziehungen schreitet voran
- Bewährte Kriseninstumente (Kurzarbeit) werden gestärkt
Risiken:
- 15% Zölle bleiben ein Wettbewerbsnachteil gegenüber zollfreiem EU-Handel
- Abhängigkeit von US-Launen bleibt bestehen
- Weitere protektionistische Wellen könnten folgen
Blick in die Zukunft
Kurzfristig (1 Jahr): Neue Zollsätze treten "in den nächsten Tagen" in Kraft. Verhandlungen für rechtsverbindliches Handelsabkommen beginnen. Regulierungsentlastung wird konkretisiert.
Mittelfristig (5 Jahre): Schweizer Unternehmen investieren massiv in den USA. Weitere Freihandelsabkommen (Vietnam, UK) werden abgeschlossen. EU-Beziehungen müssen stabilisiert werden.
Langfristig (10-20 Jahre): Die Schweiz navigiert zwischen den Grossblöcken und versucht, ihre Kleinstaaten-Nische zu behaupten. Erfolg hängt davon ab, ob das "Erfolgsmodell Schweiz" auch in einer multipolareren Welt funktioniert.
Faktencheck
Solide belegt:
- Zollsenkung von 39% auf 15% durch Absichtserklärung
- BIP-Schrumpfung im 3. Quartal 2025
- Erhöhung der Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate
Fehlt an Transparenz:
- Genaues Datum für Inkrafttreten der neuen Zölle
[⚠️ Noch zu prüfen] - Details zu den geplanten 200 Milliarden US-Investitionen
[⚠️ Noch zu prüfen] - Konkrete Massnahmen der "offensiveren" Regulierungsentlastung
[⚠️ Noch zu prüfen]
Kurzfazit
Parmelin verkauft einen halben Erfolg als Teamleistung und versucht, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Zollsenkung ist tatsächlich besser als nichts, aber die Schweiz bleibt in einer prekären Position zwischen den Grossmächten. Die vielen Klarstellungen zeigen: Politischer Druck zu Hause ist gross. Weiterführender Artikel: Schweizer Aussenpolitik zwischen Trump und EU
Drei kritische Fragen
Freiheit vs. Abhängigkeit: Wenn die Schweiz für jeden Handelsdeal ihre Standards "pragmatisch" anpassen muss – wo bleibt dann die vielgepriesene Souveränität?
Transparenz bei Investitionen: 200 Milliarden Schweizer Investitionen in den USA klingen beeindruckend – aber wer überwacht, ob das wirklich im Interesse der Schweizer Wirtschaft ist, oder nur Trump-Diplomatie?
Verantwortung für kleine Unternehmen: Während Grosskonzerne ihre Lieferketten diversifizieren können – was passiert mit KMU, die sich keine Lobby-Reisen nach Washington leisten können?