Publikationsdatum: 20.11.2025
Übersicht
- Autor: Siegmund Skalar
- Quelle: FuW
- Datum: 20.11.2025
- Geschätzte Lesezeit: 4-5 Minuten
Zusammenfassung
Der US-Arbeitsmarkt im September zeigt ein widersprüchliches Bild: Trotz überraschend starker 119'000 neuer Stellen steigt die Arbeitslosigkeit auf 4,4% - den höchsten Stand seit Oktober 2021. Diese gemischten Signale erschweren dem Fed die Zinsentscheidung im Dezember erheblich.
- 119'000 neue Stellen im September übertreffen Erwartungen deutlich (Prognose: 55'000)
- Arbeitslosenrate erreicht mit 4,4% höchsten Stand seit Oktober 2021
- Stellenaufbau konzentriert sich fast ausschliesslich auf Gastgewerbe (+47'000) und Gesundheit (+57'000)
- Professional Services (-20'000) und Logistik (-25'000) bauen Stellen ab
- Finanzsektor und IT-Branche stagnieren bei der Stellenentwicklung
- Revision der Vormonatsdaten um 33'000 Stellen nach unten
- Fed-Zinsentscheid am 10. Dezember erfolgt ohne weitere Arbeitsmarktdaten
Chancen & Risiken
Chancen
- Gastgewerbe und Gesundheitsbranche zeigen anhaltende Robustheit
- Überraschend positive Stellenzahlen deuten auf verbliebene Widerstandsfähigkeit hin
- Mögliche Fed-Zinssenkung könnte Arbeitsmarkt zusätzlich stützen
Risiken
- Arbeitslosigkeit steigt trotz Stellenaufbau kontinuierlich an
- Stellenabbau in wichtigen Wirtschaftszweigen wie Professional Services
- Kündigungswelle bei Bundesbeamten (ca. 125'000 Stellen) ab Oktober erwartet
- Schwächesignale in Schlüsselsektoren wie Finanz und IT
Zukunftsbild
Kurzfristig (1 Jahr): Der Arbeitsmarkt dürfte volatil bleiben, geprägt von sektoralen Unterschieden und der unsicheren Fed-Politik. Die Kündigungswelle bei Beamten wird die Statistiken belasten.
Mittelfristig (5 Jahre): Eine mögliche Konzentration auf wenige robuste Branchen könnte zu strukturellen Verschiebungen führen. Die Geldpolitik wird entscheidend für die Stabilisierung sein.
Langfristig (10-20 Jahre): Demografische Trends und technologischer Wandel werden die heute beobachteten Branchenunterschiede wahrscheinlich verstärken und neue Arbeitsmarktstrukturen schaffen.
Faktenprüfung
Gut belegt: Alle Arbeitsmarktdaten stammen direkt von der US-Statistikbehörde BLS. Die Zahlen zu Stellenaufbau und Arbeitslosenrate sind offiziell bestätigt.
Fehlende Transparenz: Die genauen Gründe für die widersprüchlichen Signale bleiben unklar. Auch die Auswirkungen der Beamtenkündigungen sind noch nicht vollständig messbar.
Kurzfazit
Der US-Arbeitsmarkt sendet widersprüchliche Signale mit starkem Stellenaufbau bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit. Diese Unsicherheit macht die Fed-Zinsentscheidung im Dezember zu einem schwierigen Balanceakt zwischen Inflationsbekämpfung und Arbeitsmarktschutz. Eine abwartende Haltung der Notenbank erscheint angesichts der unklaren Datenlage am wahrscheinlichsten.
Drei Schlüsselfragen
Freiheit: Wie frei sind Arbeitnehmer in ihrer Berufswahl, wenn sich neue Stellen nur noch auf wenige Branchen wie Gastgewerbe und Gesundheit konzentrieren?
Verantwortung: Trägt das Fed die Verantwortung, trotz unvollständiger Datenlage eine Zinsentscheidung zu treffen, die Millionen von Arbeitsplätzen beeinflusst?
Transparenz: Warum fehlen wichtige Arbeitsmarktdaten zum Zeitpunkt kritischer geldpolitischer Entscheidungen, und wie kann diese Informationslücke künftig vermieden werden?