Underground Banking: Schweiz im Spannungsfeld zwischen Innovation und systemischen Schwächen

Publikationsdatum: MedienmitteilungVeröffentlicht am 21. November 2025

Autor: news.admin.ch / fedpol
Quelle: Medienmitteilung fedpol
Publikationsdatum: 21. November 2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 4 Minuten


Executive Summary

Die Schweiz positioniert sich mit dem zweiten internationalen Underground Banking Roundtable als Koordinationszentrum im Kampf gegen informelle Finanzsysteme, offenbart dabei jedoch systemische Schwächen in der eigenen Anti-Geldwäscherei-Architektur. Während die MROS (Meldestelle für Geldwäscherei) internationale Kooperationen vorantreibt, kämpft sie selbst mit Ressourcenengpässen und einer Verdachtsmeldungs-Flut, die 2025 zur Überlastung führte. Die 1000 Jahre alte Praxis des informellen Geldtransfers hat sich zu einem hochprofessionellen Instrument für Geldwäscherei und Sanktionsumgehung entwickelt – mit der Schweiz als kritischem Knotenpunkt, dessen intransparente Vermögensrückführung international zunehmend kritisiert wird.


Kritische Leitfragen

  • Wie glaubwürdig ist die Schweizer Anti-Geldwäscherei-Führungsrolle, wenn die eigene MROS unter Überlastung ächzt und internationale Beobachter von "dithering" sprechen?
  • Wo endet legitime Finanzmarktregulierung und wo beginnt die faktische Akzeptanz von Schattenfinanzströmen durch institutionelle Trägheit?
  • Welche Innovationschancen entstehen für FinTech-Akteure, die transparente Echtzeit-Compliance-Lösungen entwickeln – und wer blockiert deren Implementierung?

Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr):
Verschärfung der EU-Sanktionsumgehungskontrollen führt zu Druck auf Schweizer Zahlungsdienstleister; MROS-Reform zur Bewältigung der Meldungsflut wird politisch diskutiert, aber nicht umgesetzt.

Mittelfristig (5 Jahre):
KI-gestützte Analysesysteme ermöglichen Echtzeit-Erkennung von Underground-Banking-Mustern; Schweiz verliert ohne Transparenzreformen weitere Reputation gegenüber Singapur und UK als Finanzplatz.

Langfristig (10-20 Jahre):
Vollständig digitalisierte Währungssysteme (CBDCs) machen klassisches Underground Banking obsolet, verlagern aber informelle Systeme in dezentrale Krypto-Netzwerke; geopolitische Blöcke etablieren parallele Finanzsysteme.


Hauptzusammenfassung

a) Kernthema & Kontext

Der zweite internationale Underground Banking Roundtable (20.-21.11.2025) in Bern vereinte Experten von Interpol, Europol, UNODC und ESAAMLG zur Bekämpfung informeller Zahlungssysteme. Diese über 1000 Jahre alten Transfermechanismen werden heute primär für Geldwäscherei, Terrorfinanzierung und Sanktionsumgehung missbraucht.

b) Wichtigste Fakten & Zahlen

  • Underground Banking existiert seit über 1000 Jahren (länger als Banken selbst)
  • MROS meldet für 2025 eine Überlastung durch massiven Anstieg der Verdachtsmeldungen
  • Teilnehmer: Interpol, Europol, UNODC, ESAAMLG plus nationale FIUs
  • Schweiz wird international als "dithering" bezeichnet (langsam/zögerlich) im Vergleich zu Singapur und UK
  • [⚠️ Zu verifizieren] Konkrete Zahlen zu Volumen der Underground-Banking-Flüsse fehlen in der Medienmitteilung

c) Stakeholder & Betroffene

  • Direkt betroffen: Schweizer Finanzplatz, MROS/fedpol, Zahlungsdienstleister
  • International involviert: FIUs weltweit, Strafverfolgungsbehörden, regulierte Finanzinstitute
  • Indirekt betroffen: legale Rücküberweisungsdienstleister (Migranten), KMU im internationalen Handel

d) Chancen & Risiken

Chancen:

  • Technologische Innovation durch digitale Analysemethoden und Echtzeit-Datenaustausch
  • Stärkung der internationalen Kooperationsstrukturen

Risiken:

  • Reputationsschaden für Schweizer Finanzplatz durch mangelnde Transparenz
  • Systemische Überlastung der MROS gefährdet effektive Geldwäschereibekämpfung
  • Verlagerung krimineller Aktivitäten in noch schwerer kontrollierbare digitale Systeme

e) Handlungsrelevanz

Entscheidungsträger sollten sofort drei Bereiche adressieren:

  1. Ressourcenausstattung der MROS zur Bewältigung der Meldungsflut
  2. Transparenzoffensive bei Vermögensrückführungen zur Reputationssicherung
  3. Technologie-Investitionen in KI-basierte Echtzeit-Analysesysteme

Qualitätssicherung & Faktenprüfung

  • Verifiziert: MROS-Überlastung 2025 durch multiple Quellen bestätigt
  • Verifiziert: Internationale Kritik an Schweizer Transparenz (UNCAC Coalition)
  • [⚠️ Zu verifizieren]: Spezifische Volumina der über Underground Banking transferierten Gelder
  • [⚠️ Informationslücke]: Konkrete Ermittlungserfolge oder Fallzahlen fehlen in der Medienmitteilung

Quellenverzeichnis

Primärquelle:
Zweiter Roundtable zum Underground Banking – fedpol Medienmitteilung

Ergänzende Quellen:

  1. Switzerland's banks still being pulled up – finews.ch
  2. Asset recovery processes remain opaque – UNCAC Coalition
  3. Trade-Based Money Laundering Report – FATF

Verifizierungsstatus: ✅ Fakten geprüft am 21.11.2025


🧭 Journalistischer Kompass

  • 🔍 Machtstrukturen hinterfragt: Diskrepanz zwischen Schweizer Führungsanspruch und tatsächlicher Performance aufgezeigt
  • ⚖️ Eigenverantwortung betont: Handlungsbedarf bei Ressourcen und Transparenz klar benannt
  • 🕊️ Transparenz priorisiert: Informationslücken und unbestätigte Daten explizit markiert
  • 💡 Denkanstöße gesetzt: Kritische Fragen zur Glaubwürdigkeit und Innovation formuliert