Social Media für Jugendliche: Ein liberal-kritischer Blick auf die neue EKKJ-Position
Social Media für Jugendliche: Ein liberal-kritischer Blick auf die neue EKKJ-Position
Die jüngste Medienmitteilung der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) zum Umgang von Jugendlichen mit Social Media wirkt auf den ersten Blick modern und ausgewogen. Doch bei genauerem Hinsehen bleibt ein schaler Nachgeschmack. Das Narrativ der „Befähigung statt Verbot“ klingt gut – aber es führt uns erneut in die altbekannte Sackgasse: mehr Regulierung für Plattformen, weniger Vertrauen in die Menschen.
Quelle: Originalartikel
Regulierung als Reflex – nicht als Lösung
Wenn eine staatliche Kommission erneut gesetzliche Eingriffe verlangt, zeigt das vor allem eines: den politischen Reflex, Probleme über Normen lösen zu wollen, statt über Verantwortung. Die EKKJ betont die Bedeutung der Kinderrechte – zurecht. Aber daraus zwingend neue Regulierung abzuleiten, ist wenig überzeugend.
Regulierung hat die Tech-Giganten bisher kaum gezügelt. Sie verfügen über Personal, Juristen und Ressourcen, um jede neue Vorschrift kreativ zu umschiffen. Wer glaubt, dass noch eine weitere Schicht an Regeln plötzlich Wirkung zeigt, verkennt die Realität des digitalen Marktes. Regulierung hat in der Vergangenheit oft symbolisch gewirkt, selten praktisch.
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Was wirklich hilft: Information und Ausbildung – aber staatlich organisiert
Der Bericht anerkennt immerhin die Bedeutung von Medienkompetenz. Doch die Konsequenz wird nicht zu Ende gedacht. Denn Medienkompetenz entsteht nicht im luftleeren Raum, und sie entsteht auch nicht in der Freizeit der Eltern, die neben Arbeit, Betreuung und Haushalt kaum Zeit finden, ihre Kinder digital zu begleiten.
Wenn wir wirklich wollen, dass Jugendliche mündig und kritisch mit Social Media umgehen, dann muss der Staat endlich seine Bildungsaufgabe ernst nehmen. Medienkompetenz darf kein pädagogisches Nebenfach bleiben, sondern muss verbindlich, strukturiert und landesweit einheitlich vermittelt werden. Nicht freiwillig, nicht projektbasiert, sondern institutionalisiert – wie Lesen, Schreiben und Rechnen.
Und ja: Nur der Staat kann das leisten. Private Initiativen sind lobenswert, aber sie führen zu einem Flickenteppich asymmetrischer Chancen.
Partizipative Regelwerke – ein schöner Gedanke mit wenig Realitätsgehalt
Die EKKJ setzt auf „partizipativ erarbeitete Regeln“. Klingt demokratisch. Ist es aber in der Praxis kaum. Jugendliche aktiv in Normierungsprozesse einzubeziehen, ist didaktisch wertvoll, aber politisch wirkungsschwach. Die großen Plattformen agieren global, skalieren Innovation im Wochentakt und besitzen keinerlei Anreiz, sich an die diskursiven Prozesse eines Kleinstaates anzupassen.
Partizipation ja – aber als Bildungselement, nicht als Kern staatlicher Regulierungsstrategie.
Ein liberaler Schluss: Vertrauen statt Bevormundung
Der Staat sollte Jugendlichen nicht vorschreiben, wie alt sie sein müssen, um TikTok zu nutzen. Er sollte ihnen das Rüstzeug geben, um TikTok kritisch zu verstehen. Wer auf Verbote oder halbfertige Regulierungsphantasien setzt, verkennt die Dynamik der digitalen Welt.
Mündigkeit entsteht nicht durch Paragraphen, sondern durch Bildung. Und diese Bildung muss der Staat garantieren – umfassend, modern und verpflichtend.
Alles andere ist Symbolpolitik. Und die hilft niemandem – schon gar nicht den Jugendlichen, um die es hier eigentlich geht.