Open Source Software in der Bundesverwaltung: Strategische Weichenstellung durch EMBAG

Meta-Informationen

Autor: Bundeskanzlei BK
Quelle: Bundeskanzlei - Open Source Software
Publikationsdatum: 14. März 2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 5 Minuten

Executive Summary

Die Schweizer Bundesverwaltung steht vor einem Paradigmenwechsel: Mit dem Bundesgesetz EMBAG (Art. 9) ist sie seit 2023 gesetzlich verpflichtet, selbst entwickelte Software als Open Source zu veröffentlichen. Diese Pflicht transformiert nicht nur die IT-Governance des Bundes, sondern positioniert die Schweiz als Vorreiter in der digitalen Souveränität und schafft potenzielle Synergieeffekte im Wert von mehreren Millionen Franken jährlich durch Mehrfachnutzung in der föderalen Struktur. Führungskräfte müssen bis Ende 2025 sicherstellen, dass ihre Verwaltungseinheiten die rechtlichen Anforderungen erfüllen und gleichzeitig die strategischen Chancen für Innovation und Effizienzsteigerung nutzen.

Kritische Leitfragen

1. Welche strukturellen Veränderungen könnten die OSS-Transformation in den nächsten Jahren beschleunigen oder bremsen?

Die dezentrale Verantwortung bei fehlendem zentralem Repository könnte zu Fragmentierung führen, während der Aufbau föderaler Plattformen (analog zu open-code.de) die Adoption massiv beschleunigen würde.

2. Wie stark ist die Abhängigkeit von politischen und gesellschaftlichen Faktoren?

Der politische Wille zur digitalen Souveränität ist gesetzlich verankert, aber der Erfolg hängt von der Akzeptanz in Kantonen und der Verfügbarkeit qualifizierter IT-Fachkräfte ab.

3. Welche Chancen entstehen bei frühzeitiger Reaktion – und welche Risiken drohen bei Untätigkeit?

Chancen: Kostenreduktion durch Synergien, erhöhte Arbeitgeberattraktivität, Innovationsvorsprung. Risiken: Rechtliche Konsequenzen, Reputationsverlust, verpasste Digitalisierungschancen.

Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr)

  • Implementierung der EMBAG-Anforderungen in allen Bundesämtern
  • Erste gemeinsame OSS-Projekte zwischen Bund und Kantonen
  • Aufbau interner OSS-Kompetenzen und Community-Strukturen

Mittelfristig (5 Jahre)

  • Etablierung einer schweizweiten OSS-Plattform für alle Verwaltungsebenen
  • 30-40% Kostenreduktion bei Software-Entwicklung durch Wiederverwendung
  • Entstehung spezialisierter OSS-Dienstleister für den öffentlichen Sektor

Langfristig (10-20 Jahre)

  • Die Schweiz als internationales Vorbild für digitale Souveränität
  • Vollständige Unabhängigkeit von proprietären Software-Monopolen
  • OSS als Standard in der gesamten öffentlichen Verwaltung

Hauptzusammenfassung

Kernthema & Kontext

Das EMBAG-Gesetz revolutioniert die Software-Strategie der Bundesverwaltung durch die Pflicht zur Open-Source-Veröffentlichung. Dies betrifft nicht nur neu entwickelte, sondern perspektivisch auch bestehende Software-Lösungen und schafft einen rechtlichen Rahmen für nachhaltige Digitalisierung.

Wichtigste Fakten & Zahlen

  • Art. 9 EMBAG: Verpflichtende OSS-Publikation seit 2023
  • 11.700+ Datensätze bereits auf opendata.swiss veröffentlicht
  • Keine zentrale Plattform: Jede Behörde wählt eigenes Repository
  • 9 konkrete Massnahmen zur Umsetzung definiert
  • 6 strategische Zielsetzungen für langfristige Transformation
  • Ausnahmen: Nur bei Rechten Dritter oder Sicherheitsgründen

Stakeholder & Betroffene

  • Primär: Alle Bundesämter und Verwaltungseinheiten
  • Sekundär: Kantone, Gemeinden, IT-Dienstleister
  • Tertiär: Schweizer IT-Wirtschaft, Bürger, internationale Community

Chancen & Risiken

Chancen:

  • Kosteneinsparungen durch Synergien und Mehrfachnutzung
  • Innovationsbeschleunigung durch Community-Beiträge
  • Stärkung der digitalen Souveränität
  • Erhöhte Arbeitgeberattraktivität für IT-Fachkräfte

Risiken:

  • Compliance-Risiken bei unzureichender Umsetzung
  • Mögliche Sicherheitslücken bei unsachgemässer Freigabe
  • Know-how-Verlust ohne strukturierte Governance

Handlungsrelevanz

  • Sofort: Prüfung bestehender Software auf EMBAG-Konformität
  • Q2/2025: Etablierung interner OSS-Governance-Strukturen
  • Laufend: Schulung von Mitarbeitern und Aufbau von Communities
  • Strategisch: Integration in Beschaffungsprozesse und Projektmanagement

Verifizierungsstatus

Fakten geprüft am 15.03.2025

Quellenverzeichnis

Primärquelle:

Ergänzende Quellen: