Bayern plant Milliarden-Ausgaben für Microsoft 365 - Kritik an fehlender digitaler Souveränität

Autor: Ralf Hersel | Quelle: Originalartikel
Publikationsdatum: 31. Oktober 2025 | Lesezeit der Zusammenfassung: 4 Minuten

Executive Summary

Die bayerische Staatsregierung plant die komplette Umstellung auf Microsoft 365 für alle Landesbediensteten mit Kosten von fast 1 Milliarde Euro über 5 Jahre - ohne öffentliche Ausschreibung und unter Missachtung von Datenschutzbedenken. Die Heinlein-Gruppe und OSBA kritisieren diese Entscheidung scharf als Verstoß gegen digitale Souveränität und fordern stattdessen Investitionen in europäische Open-Source-Alternativen. Während andere EU-Länder und deutsche Bundesländer bereits erfolgreich auf souveräne IT-Lösungen setzen, droht Bayern in gefährliche Abhängigkeit von US-Technologie zu geraten.

Kritische Leitfragen

  • Wie kann Bayern digitale Souveränität aufbauen, während gleichzeitig sensible Verwaltungsdaten durch US-Gesetze (CLOUD Act, Patriot Act) dem Zugriff amerikanischer Behörden unterliegen?

  • Welche langfristigen strategischen Risiken entstehen durch die totale Abhängigkeit von einem US-Technologiekonzern in kritischer Verwaltungsinfrastruktur?

  • Warum ignoriert Bayern erfolgreiche Open-Source-Modelle anderer Bundesländer und verzichtet auf die Stärkung der heimischen IT-Wirtschaft mit öffentlichen Mitteln?

Kernthema & Kontext

Bayerns geplante Milliarden-Investition in Microsoft 365 steht im direkten Widerspruch zu europäischen Bestrebungen um digitale Souveränität. Die Entscheidung erfolgt ohne Ausschreibung und Alternative-Prüfung, während andere Regionen erfolgreich auf Open-Source-Lösungen setzen.

Wichtigste Fakten & Zahlen

Geplante Kosten: Fast 1 Milliarde Euro über 5 Jahre (200 Mio. EUR jährlich) • Betroffene Personen: 270.000+ Landesbedienstete, zusätzlich 350.000 kommunale Mitarbeiter • Monatliche Kosten pro Nutzer: Ca. 55 EUR (MS 365 E5 mit Teams und Co-Pilot) • Planungsstand: Seit August 2024, Verträge noch nicht abgeschlossen • Rechtlicher Status: Keine öffentliche Ausschreibung vorgesehen • Alternative Lösungen: In Thüringen, Schleswig-Holstein bereits erfolgreich implementiert

Stakeholder & Betroffene

Direkt betroffen:

  • Bayerische Staatsregierung und 270.000+ Landesbedienstete
  • Kommunale Verwaltungen (350.000 Mitarbeiter)
  • Bayerische IT-Unternehmen (Ausschluss vom Auftrag)

Indirekt betroffen:

  • Bürger (Datenschutz, Steuergeld-Verwendung)
  • Deutsche/europäische Software-Industrie
  • Datenschutzbehörden

Chancen & Risiken

Risiken:

  • Datenschutz: US-Gesetze ermöglichen Behörden-Zugriff auf alle Daten
  • Strategische Abhängigkeit: Totale Bindung an US-Technologie
  • Volkswirtschaftlich: 1 Milliarde EUR fließen ins Ausland statt in heimische Wirtschaft
  • Sicherheit: Keine Kontrolle über Infrastruktur und Updates

Chancen:

  • Digitale Souveränität: Durch Open-Source-Alternativen
  • Wirtschaftsförderung: Stärkung bayerischer IT-Unternehmen
  • Vorbildfunktion: Bayern als Vorreiter europäischer IT-Lösungen

Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr)

Wahrscheinlich: Fortsetzung der Microsoft-Planung ohne Kurskorrektur, steigende Kritik von Datenschützern und heimischer IT-Wirtschaft. Mögliche rechtliche Einwände gegen fehlende Ausschreibung.

Mittelfristig (5 Jahre)

Bei Microsoft-Entscheidung: Vollständige Abhängigkeit etabliert, Preissteigerungen durch Monopolstellung, Abwanderung bayerischer IT-Talente. Bei Kurswechsel: Bayern als Vorreiter digitaler Souveränität, blühende Open-Source-Ökosystem.

Langfristig (10-20 Jahre)

Microsoft-Szenario: Totale technologische Abhängigkeit von den USA, Verlust kritischer IT-Kompetenzen. Souveränitäts-Szenario: Bayern als europäisches Zentrum für souveräne Digitaltechnologien, Technologieexport statt -import.

Handlungsrelevanz

Sofortige Maßnahmen erforderlich:

  • Stopp der Microsoft-Planung bis zur ordentlichen Ausschreibung
  • Prüfung verfügbarer Open-Source-Alternativen (OpenTalk, openDesk)
  • Einbeziehung bayerischer IT-Wirtschaft in Planungsprozess
  • Zeitkritisch: Verträge noch nicht unterzeichnet - Handlungsfenster noch offen

Quellenverzeichnis

Primärquelle:

Ergänzende Quellen:

Verifizierungsstatus: ✅ Fakten geprüft am 1. November 2025