Autor: Florian Zandt
Quelle: t3n.de - Cloud Act Artikel
Publikationsdatum: 01.11.2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 3 Minuten
Executive Summary
Der Cloud Act von 2018 ermöglicht US-Behörden den direkten Zugriff auf Daten europäischer Unternehmen bei US-Cloud-Anbietern, ohne deutsche/EU-Behörden einzubeziehen. Verschärft wird dies durch "Gag Orders", die Anbieter 180 Tage lang zum Schweigen verpflichten. Mit Trumps Rückkehr und der Annäherung der Tech-Konzerne an die US-Regierung gewinnt dieses Gesetz neue Brisanz. Handlungsempfehlung: Unternehmen sollten europäische Cloud-Alternativen evaluieren und den EU Data Act 2025 als Wechsel-Katalysator nutzen.
Kritische Leitfragen
Wie stark gefährdet die enge Verflechtung zwischen Trump-Administration und Big Tech die Datensicherheit europäischer Unternehmen in den kommenden Jahren?
Kann der EU Data Act 2025 tatsächlich als wirksames Gegengewicht zum Cloud Act fungieren, oder bleiben rechtliche Grauzonen bestehen?
Welche Wettbewerbsvorteile entstehen für europäische Cloud-Anbieter, wenn US-Dienste zunehmend als Sicherheitsrisiko wahrgenommen werden?
Kernthema & Kontext
Der Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act (Cloud Act) aus 2018 erlaubt US-Behörden den extraterritorialen Zugriff auf Daten bei US-Cloud-Anbietern - auch auf europäischen Servern. Die aktuelle Annäherung zwischen Tech-Konzernen und der Trump-Administration verstärkt die Relevanz dieses Gesetzes für europäische Datensouveränität.
Wichtigste Fakten & Zahlen
• Cloud Act gilt seit 2018 - ermöglicht Datenzugriff "unabhängig davon, ob sich die Kommunikation innerhalb oder außerhalb der USA befindet" • 180 Tage Schweigepflicht durch "Gag Orders" - Unternehmen erfahren nichts von Datenzugriffen • Microsoft: ~30.000 Behördenanfragen (Juli-Dezember 2024), 60% führten zu Datenherausgabe • Amazon AWS: ~1.500 Auskunftsgesuche im selben Zeitraum, keine Cloud Act-Fälle laut eigenen Angaben • EU Data Act tritt September 2025 in Kraft - soll Anbieterwechsel erleichtern
Stakeholder & Betroffene
Hauptbetroffene: Europäische Unternehmen mit Daten bei Amazon AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Cloud-Anbieter: US-Tech-Konzerne müssen zwischen Kundenschutz und US-Rechtspflichten abwägen Branchen: Besonders kritisch für Finanzdienstleister, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung Regulatoren: EU-Kommission vs. US-Sicherheitsbehörden (FBI, NSA)
Chancen & Risiken
Risiken:
- Datensouveränität: Verlust der Kontrolle über unternehmenskritische Daten
- Rechtsunsicherheit: Umgehung etablierter EU-US-Rechtshilfeabkommen
- Wettbewerbsnachteile: Sensible Geschäftsdaten könnten US-Behörden zugänglich werden
Chancen:
- Marktchance für EU-Anbieter: OVHcloud, Nextcloud als Alternativen
- Digitale Souveränität stärken: Unabhängigkeit von US-Infrastruktur
- Compliance-Vorteil: Bessere DSGVO-Konformität bei europäischen Anbietern
Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven
Kurzfristig (1 Jahr): Verstärkte Prüfung von Cloud-Strategien durch europäische Unternehmen. Erste Pilotprojekte mit EU-Anbietern. Mögliche Verschärfung der Cloud Act-Anwendung unter Trump-Administration.
Mittelfristig (5 Jahre): Signifikante Marktanteilsverschiebung zugunsten europäischer Cloud-Anbieter. EU Data Act etabliert sich als Wechsel-Katalysator. Mögliche bilaterale Datenabkommen zwischen EU und USA.
Langfristig (10-20 Jahre): Entstehung einer "digitalen Blockbildung" - separate US- und EU-Cloud-Ökosysteme. Europäische Tech-Souveränität als strategisches Ziel erreicht. Neue internationale Standards für grenzüberschreitenden Datenschutz.
Handlungsrelevanz
Sofortmaßnahmen:
- Cloud-Audit: Bestandsaufnahme sensibler Daten bei US-Anbietern
- Risikoanalyse: Bewertung der Kritikalität betroffener Datenbestände
- Alternativ-Evaluation: Prüfung europäischer Cloud-Dienste
Strategische Planung:
- EU Data Act nutzen: Ab September 2025 erleichterte Anbieterwechsel
- Hybrid-Strategien: Kombination aus US- und EU-Cloud-Diensten je nach Datensensibilität
- Compliance-Update: Anpassung der Datenschutz-Richtlinien
Quellenverzeichnis
Primärquelle:
Ergänzende Quellen:
- Microsoft Transparency Report H2 2024
- EU Data Act - Bundesnetzagentur
- US-EU Rechtshilfeabkommen 2010 - EUR-Lex
Verifizierungsstatus: ✅ Fakten geprüft am 01.11.2025