Publikationsdatum: 16.11.2025
1. Übersicht
- Autor: Keystone-SDA Regional Bern
- Quelle: https://www.nau.ch/news/schweiz/berner-informatik-amt-beteiligt-sich-an-open-source-zentrum-67065993
- Datum: 16.11.2025
- Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
2. Zusammenfassung des Artikels
Worum geht es? Der Kanton Bern engagiert sich beim Aufbau eines nationalen Zentrums für digitale Souveränität, um die Abhängigkeit der Schweizer Verwaltung von grossen IT-Konzernen wie Microsoft zu reduzieren. Das Thema ist vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und Risiken für die digitale Infrastruktur hochaktuell.
Wichtige Fakten:
- Das Informatikamt des Kantons Bern beteiligt sich finanziell und personell am Open-Source-Zentrum der Berner Fachhochschule
- Ziel ist die Förderung von "souveränen" IT-Alternativen unter Schweizer Kontrolle
- Der Kanton vergab kürzlich einen Auftrag über 786'000 Franken für eine Microsoft-Cloud-Backup-Lösung
- Bern verlängerte im Oktober seine Microsoft-Verträge um drei Jahre für 27 Millionen Franken
- Die Berner Fachhochschule will bei Innosuisse Bundesunterstützung beantragen
- Eine komplette Microsoft-Ablösung ist nicht vorgesehen
- Die Bundesverwaltung testet bereits Open-Source-Lösungen deutscher Behörden
Betroffene Gruppen: Schweizer Verwaltungen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, Bürgerinnen und Bürger als Nutzer digitaler Verwaltungsdienstleistungen, IT-Dienstleister und Open-Source-Entwickler.
Chancen & Risiken:
- Chancen: Erhöhte digitale Souveränität, Risikominimierung bei IT-Ausfällen, Förderung der heimischen IT-Branche
- Risiken: Hohe Kosten für Doppelstrukturen, mögliche Kompatibilitätsprobleme, unklare Finanzierung und politische Unterstützung
Empfehlungen: Das Projekt zeigt einen pragmatischen Ansatz zur Risikominimierung. Leser sollten die Entwicklung der Bundesstrategie und die konkreten Umsetzungsschritte verfolgen.
3. Blick in die Zukunft
Kurzfristig (1 Jahr): Entscheidung über Innosuisse-Förderung, erste konkrete Open-Source-Pilotprojekte in Berner Verwaltung, mögliche Beteiligung weiterer Kantone.
Mittelfristig (5 Jahre): Aufbau funktionsfähiger Open-Source-Alternativen für kritische Verwaltungsanwendungen, schrittweise Diversifizierung der IT-Landschaft, Entwicklung einer kohärenten Bundesstrategie.
Langfristig (10-20 Jahre): Etablierung einer hybriden IT-Infrastruktur mit sowohl kommerziellen als auch souveränen Lösungen, mögliche europäische Kooperationen bei digitaler Souveränität, grundlegender Wandel der Verwaltungs-IT.
4. Faktenprüfung
Die wichtigsten Zahlenangaben (786'000 Franken für Backup-Lösung, 27 Millionen für Microsoft-Verlängerung) sind über die Beschaffungsplattform Simap verifizierbar. Die Aussagen zur geopolitischen Lage und den Risiken sind Einschätzungen des Kaio-Vertreters. [⚠️ Noch zu prüfen] Konkrete Details zum geplanten Open-Source-Zentrum und dessen Finanzierungsmodell.
5. Weitere Quellen
- Offizielle Projektwebseite der Bundesverwaltung zu Open-Source-Evaluationen
- Innosuisse-Förderrichtlinien für digitale Souveränitätsprojekte
- Beschaffungsplattform Simap für Vertragsdetails
6. Quellenliste
Originalquelle: Berner Informatik-Amt beteiligt sich an Open-Source-Zentrum, nau.ch
Weitere Quellen:
- Simap.ch - Öffentliche Beschaffungen Schweiz
- Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung - Digitale Risiken
- Berner Fachhochschule - Forschungsprojekte digitale Souveränität
Fakten geprüft: am 16.11.2025
Kurzfazit
Der Kanton Bern verfolgt einen pragmatischen Mittelweg zwischen digitaler Souveränität und praktischen IT-Anforderungen. Das Open-Source-Zentrum ist weniger Revolution als vielmehr Risikominimierung in unsicheren Zeiten. Die gleichzeitige Verlängerung der Microsoft-Verträge zeigt: Vollständige Unabhängigkeit ist kurzfristig unrealistisch, aber Alternativen werden systematisch aufgebaut. Das Projekt könnte zum Modell für andere Kantone werden.
Drei Schlüsselfragen
Transparenz: Wie offen wird das Open-Source-Zentrum über Kosten, Fortschritte und technische Herausforderungen kommunizieren - und wer kontrolliert die Mittelverwendung?
Verantwortung: Welche Verantwortung trägt der Bund für eine kohärente digitale Souveränitätsstrategie, wenn Kantone bereits eigene Wege gehen?
Innovation vs. Abhängigkeit: Kann die Schweiz innovative Open-Source-Lösungen entwickeln, ohne dabei neue Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern oder Technologien zu schaffen?