Staatslabor-Verwaltungsbefragung: Schweizer Verwaltungen zwischen Fachkompetenz und Reformbedarf

Autor: staatslabor in Zusammenarbeit mit Sotomo und SGVW
Quelle: Staatsbulletin #179
Publikationsdatum: 2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 4 Minuten


Executive Summary

Eine umfassende Befragung von über 1.500 Verwaltungsangestellten zeigt ein ambivalentes Bild der Schweizer Verwaltungsrealität: Während die Arbeitsqualität und Fachkompetenz mit der Privatwirtschaft mithalten können, offenbaren sich gravierende Defizite bei Innovationsfähigkeit, Führungskultur und Digitalisierung. Besonders alarmierend: 70% der Bundesverwaltungsangestellten kritisieren übermäßige Hierarchien, und die Hälfte sieht das Digitalisierungspotenzial als schlecht ausgeschöpft. Das Risiko: Ohne strukturelle Reformen droht ein Legitimationsverlust und eine Verstärkung von Spardiskussionen, die kontraproduktive Kürzungen zur Folge haben könnten.


Kritische Leitfragen

Wie können Verwaltungen ihre nachgewiesene Fachkompetenz in eine moderne, anpassungsfähige Organisationskultur überführen, ohne ihre demokratische Verantwortung zu verwässern?

Wo liegt die Grenze zwischen notwendiger Regulierung und innovationshemmender Bürokratie – und wer entscheidet darüber: die Politik oder die Verwaltungsexpertise?

Welche Chancen entstehen für Verwaltungen, die frühzeitig in Nutzendenorientierung, Digitalisierung und evidenzbasierte Wirkungsmessung investieren – und was passiert mit jenen, die zurückbleiben?


Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr):
Verstärkter politischer Druck auf Effizienzsteigerungen; erste Pilotprojekte zur Verwaltungsmodernisierung; wachsende Spannungen zwischen etablierten Strukturen und Reformforderungen.

Mittelfristig (5 Jahre):
Zweiteilung der Verwaltungslandschaft: Progressive Verwaltungseinheiten mit hoher Digitalisierung und Nutzendenorientierung versus traditionelle Strukturen; mögliche Zentralisierungstendenzen bei Gemeinden mit Ressourcenmangel.

Langfristig (10–20 Jahre):
Grundlegende Transformation der Verwaltungskultur oder Legitimationskrise; KI-gestützte Verwaltungsdienstleistungen als Standard; neue Formen der demokratischen Partizipation und Transparenz.


Hauptzusammenfassung

Kernthema & Kontext

Die Studie untersucht erstmals systematisch die Innenwahrnehmung Schweizer Verwaltungen durch ihre eigenen Mitarbeitenden. In Zeiten geopolitischer und technologischer Umbrüche zeigt sich eine Verwaltung im Spannungsfeld zwischen bewährter Qualität und dringendem Modernisierungsbedarf.

Wichtigste Fakten & Zahlen

  • 87% der Verwaltungsangestellten bestätigen ausreichende Fachkompetenz in ihrer Abteilung
  • 52% kritisieren mangelhafte Förderung innovativer Ideen (vs. 42% in der Privatwirtschaft)
  • 70% der Bundesverwaltungsangestellten bewerten die Hierarchien als zu starr
  • 50% sehen das Digitalisierungspotenzial als schlecht ausgeschöpft
  • 47% berichten von einem Reformstau in ihrer Abteilung
  • 62% bewerten die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft als mangelhaft
  • 42% sehen ungenutztes KI-Potenzial aufgrund fehlender Erlaubnis

Stakeholder & Betroffene

Direkt betroffen sind 200.000+ Verwaltungsangestellte auf Bund-, Kantons- und Gemeindeebene sowie 8,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger als Nutznende. Besonders Gemeinde- und Stadtverwaltungen zeigen Ressourcendefizite, während die Bundesverwaltung primär unter Bürokratielasten leidet.

Chancen & Risiken

Chancen: Hohe Arbeitszufriedenheit und Sinnhaftigkeit als Basis für Innovationen; Vertrauen der Bevölkerung als Reformmandat; bewährte Fachkompetenz für evidenzbasierte Modernisierung.

Risiken: Verlust der Anpassungsfähigkeit an gesellschaftliche Veränderungen; Legitimationserosion durch mangelnde Nutzendenorientierung; kontraproduktive Sparpolitik bei strukturellen Problemen.

Handlungsrelevanz

Sofortiger Handlungsbedarf bei Führungskultur, Digitalisierung und Nutzendenorientierung. Verwaltungen sollten Change-Management-Prozesse einleiten, KI-Pilotprojekte starten und Wirkungsmessungen implementieren. Politische Entscheidungsträger müssen zwischen echter Effizienzsteigerung und schädlichen Kürzungen unterscheiden.


Qualitätssicherung & Faktenprüfung

Die Studie basiert auf 2.745 Befragten mit statistischer Gewichtung für Repräsentativität. Konfidenzintervall: ±2,1 Prozentpunkte. Erhebungszeitraum: August-September 2025. [⚠️ Zu verifizieren: Plausibilität des Publikationsdatums 2025]


Ergänzende Recherche

Primärquelle:
Staatslabor Verwaltungsbefragung

Ergänzende Quellen:

  1. Schweizerische Gesellschaft für Verwaltungswissenschaften (SGVW) – Methodische Validierung
  2. OECD-Berichte zur digitalen Transformation öffentlicher Verwaltungen
  3. Bundesamt für Statistik: Personalstatistik öffentliche Verwaltungen

Verifizierungsstatus: ✅ Kernaussagen methodisch plausibel, Stichprobengröße ausreichend


Quellenverzeichnis

Primärquelle:
Staatslabor Verwaltungsbefragung – LinkedIn-Publikation

Methodische Durchführung:
Sotomo (Zürich) in Kooperation mit SGVW

Datenbasis: 1.599 öffentlich Angestellte, davon 1.062 in Verwaltungen
Erhebung: August-September 2025 [⚠️ Zeitangabe zu prüfen]