Google im Visier: EU-Kommission prüft Marktmachtmissbrauch bei Suchergebnissen

Publikationsdatum: 13.11.2025

Autor: Michael Hanfeld (FAZ)
Quelle: FAZ.net
Publikationsdatum: 13.11.2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 3 Minuten


Executive Summary

Die EU-Kommission hat ein Prüfverfahren gegen Google eröffnet, um zu untersuchen, ob der Konzern Medien und Verlage mit Drittanbieter-Werbung systematisch in den Suchergebnissen herabstuft. Bei einem Verstoß gegen den Digital Markets Act drohen Strafen von bis zu 10% des weltweiten Jahresumsatzes – das wären mehrere Milliarden Euro. Während Google zeitgleich 5,5 Milliarden Euro in deutsche KI-Infrastruktur investiert, zeigt sich ein fundamentaler Konflikt zwischen digitaler Marktmacht und dem Schutz freier Medien als Grundpfeiler demokratischer Öffentlichkeit.


Kritische Leitfragen

  • Wo endet Googles legitimes Interesse am "Nutzerschutz" und wo beginnt die wettbewerbswidrige Bevorzugung eigener Werbeprodukte?
  • Kann Europa seine digitale Souveränität bewahren, während es gleichzeitig milliardenschwere Infrastruktur-Investitionen von US-Konzernen annimmt?
  • Wie effektiv sind EU-Strafen wirklich, wenn Google trotz 8,2 Milliarden Euro bisheriger Bußgelder seine Marktmacht weiter ausbaut?

Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr):
Google wird das Verfahren juristisch anfechten und parallel seine "site reputation abuse policy" kosmetisch anpassen. Verlage erleiden weitere Umsatzeinbußen durch Traffic-Verluste von 20-30%.

Mittelfristig (5 Jahre):
Die EU verschärft den Digital Markets Act. Google entwickelt neue KI-basierte Suchalgorithmen, die klassische Suchergebnisse zunehmend durch direkte KI-Antworten ersetzen, was Verlage noch stärker marginalisiert.

Langfristig (10-20 Jahre):
Entweder zerschlägt die EU Tech-Monopole oder Europa wird zum digitalen Protektorat amerikanischer und chinesischer Plattformen. Die klassische Medienlandschaft existiert nur noch in staatlich subventionierten Nischen.


Hauptzusammenfassung

a) Kernthema & Kontext

Die EU-Kommission untersucht, ob Google seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, indem es Webseiten von Verlagen mit Drittanbieter-Werbung systematisch schlechter rankt. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines parallelen EU-Projekts namens "Europäisches Zentrum für demokratische Resilienz", das der Autor als "Wolkenkuckucksheim" kritisiert.

b) Wichtigste Fakten & Zahlen

  • 10% des weltweiten Jahresumsatzes könnten als Strafe fällig werden (mehrere Milliarden Euro bei Alphabet)
  • Google investiert zeitgleich 5,5 Milliarden Euro in deutsche Rechenzentren (bis 2029)
  • Bisherige EU-Strafen gegen Google: 8,2 Milliarden Euro insgesamt
  • Googles "site reputation abuse policy" steht im Zentrum der Untersuchung
  • Teresa Ribera (EU-Vizepräsidentin) leitet das Verfahren

c) Stakeholder & Betroffene

  • Direkt betroffen: Europäische Verlage und Medienunternehmen
  • Involviert: EU-Kommission, Google/Alphabet, deutsche Bundesregierung
  • Indirekt betroffen: Werbetreibende, Content-Creator, EU-Bürger als Nutzer

d) Chancen & Risiken

  • Chancen: Wiederherstellung fairer Wettbewerbsbedingungen, Stärkung unabhängiger Medien
  • Risiken: Weitere digitale Abhängigkeit Europas, Verlust journalistischer Vielfalt, Aushöhlung demokratischer Diskursräume

e) Handlungsrelevanz

Medienunternehmen sollten jetzt ihre Traffic-Abhängigkeit von Google diversifizieren. Politik muss die Balance zwischen Investitionsanreizen und Regulierung neu justieren. Die Gefahr besteht, dass milliardenschwere Infrastruktur-Investments als politisches Druckmittel eingesetzt werden.


Qualitätssicherung & Faktenprüfung

  • ✅ EU-Strafen gegen Google bestätigt (8,2 Mrd. EUR kumuliert 2017-2021)
  • ✅ 10%-Regel des Digital Markets Act verifiziert (Art. 30 DMA)
  • ⚠️ Zu verifizieren: Tatsächliche Traffic-Verluste der Verlage durch Policy-Änderung
  • ⚠️ Kritisch: Autor vermischt Kommentar mit Berichterstattung

Ergänzende Recherche

  1. Google meistert das Innovator's Dilemma: KI-Antworten übertreffen klassische Suchumsätze – Clarus News, 11.11.2025
  2. Digital Markets Act: Volltext und Durchsetzungsmechanismen – EUR-Lex
  3. Google's Site Reputation Abuse Policy Update – Google Search Central [Stand: Mai 2025]

Quellenverzeichnis

Primärquelle:
EU-Kommission prüft: Google ist sich gern selbst der Nächste – FAZ.net, 13.11.2025

Ergänzende Quellen:

  1. Google meistert das Innovator's Dilemma – Clarus News
  2. Digital Markets Act – EU-Amtsblatt
  3. EU-Kommission: Wettbewerbsverfahren gegen Google – Pressemitteilung

Verifizierungsstatus: ✅ Fakten geprüft am 13.11.2024