Microsoft 365-Alternative für Schweizer Armee: Sicherheitsbedenken blockieren Cloud-Migration

Autor: René Jaun und cbi | Swisscybersecurity.net
Quelle: Private Cloud oder Open-Source-Lösung: Armeechef wünscht sich Microsoft-Alternative für Gruppe Verteidigung
Publikationsdatum: 31. Oktober 2025
Lesezeit der Zusammenfassung: 3 Minuten

Executive Summary

Schweizer Armeechef Thomas Süssli lehnt die bundesweite Microsoft 365-Migration für die Gruppe Verteidigung ab, da 90% der militärischen Dokumente klassifiziert sind und nicht in der Microsoft-Cloud gespeichert werden dürfen. Die Armee fordert eine Private-Cloud-Lösung oder Open-Source-Alternative, da M365 keinen Mehrwert bietet, aber erhebliche Kosten verursacht. Der Konflikt verdeutlicht den Spagat zwischen digitaler Transformation und Datensicherheit in kritischen Regierungsbereichen.

Kernthema & Kontext

Die Schweizer Bundesverwaltung migriert seit 2024 flächendeckend zu Microsoft 365, doch die Gruppe Verteidigung kann diese Cloud-Lösung aufgrund Sicherheitsbestimmungen für klassifizierte Dokumente praktisch nicht nutzen. Armeechef Süssli protestiert in einem Brief gegen die kostspielige, aber unbrauchbare Lösung.

Wichtigste Fakten & Zahlen

90% der militärischen Dokumente sind klassifiziert und dürfen nicht in M365 gespeichert werden • Migration zu M365 startete 2024 in allen Bundesdepar tementen • Erhebliche finanzielle Mehraufwände ohne erkennbaren Nutzen für die Armee • Machbarkeitsstudie "BOSS" (Büroautomation durch Open-Source-Software) läuft bereits • Eidgenössische Finanzkontrolle veröffentlichte im April 2024 kritischen Bericht zur M365-Migration • M365-Migration gilt als Schlüsselprojekt der digitalen Transformation des Bundes

Stakeholder & Betroffene

Direkt betroffen:

  • Gruppe Verteidigung/Schweizer Armee
  • Bundeskanzlei und Bundesamt für Informatik (BIT)
  • Delegierter für digitale Transformation

Indirekt betroffen:

  • Gesamte Schweizer Bundesverwaltung
  • IT-Sicherheitsbranche
  • Open-Source-Softwareentwickler

Chancen & Risiken

Chancen:

  • Förderung einer eigenständigen Schweizer IT-Infrastruktur
  • Stärkung der Open-Source-Community in der Schweiz
  • Reduktion der Abhängigkeit von US-Technologiekonzernen
  • Kosteneinsparungen bei passgenauen Lösungen

Risiken:

  • Fragmentierung der IT-Landschaft in der Bundesverwaltung
  • Höhere Entwicklungs- und Wartungskosten für Speziallösungen
  • Verzögerung der digitalen Transformation in sensiblen Bereichen
  • Kompatibilitätsprobleme zwischen verschiedenen Systemen

Kritische Leitfragen

  1. Wie kann die Schweiz ihre digitale Souveränität stärken, ohne die Effizienz der Verwaltungsdigitalisierung zu gefährden?

  2. Welche langfristigen Sicherheitsrisiken entstehen durch die Abhängigkeit von amerikanischen Cloud-Diensten für Regierungsdokumente?

  3. Können Open-Source-Alternativen mittelfristig die Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit kommerzieller Office-Suiten erreichen?

Szenarienanalyse: Zukunftsperspektiven

Kurzfristig (1 Jahr): Die BOSS-Machbarkeitsstudie wird abgeschlossen und zeigt machbare Alternativen auf. Die Gruppe Verteidigung erhält eine Übergangslösung mit separater IT-Infrastruktur. Politischer Druck für mehr digitale Souveränität wächst.

Mittelfristig (5 Jahre): Hybride IT-Landschaft etabliert sich: M365 für unkritische Bereiche, Swiss-Cloud-Lösungen für sensible Daten. Andere europäische Länder folgen dem Schweizer Beispiel. Open-Source-Konsortium entsteht für gemeinsame Entwicklung von Regierungs-Software.

Langfristig (10-20 Jahre): Europäische Alternative zu US-Tech-Giganten entsteht durch länderübergreifende Kooperation. Vollständige digitale Souveränität in kritischen Bereiche wird Standard. Neue Geschäftsmodelle für sichere, dezentrale Cloud-Dienste etablieren sich.

Handlungsrelevanz

Sofortige Maßnahmen:

  • Evaluierung eigener Cloud-Strategien bezüglich Abhängigkeiten
  • Prüfung von Open-Source-Alternativen für kritische Geschäftsbereiche
  • Risikobewertung der Datenspeicherung in ausländischen Cloud-Diensten

Zeitkritische Aspekte:

  • Wachsende geopolitische Spannungen erhöhen Druck auf digitale Souveränität
  • EU-Regulierung zu Datenhoheit könnte ähnliche Probleme schaffen

Quellenverzeichnis

Primärquelle:

Ergänzende Quellen:

Verifizierungsstatus: ✅ Fakten geprüft am 31. Oktober 2025